
Anlässlich des 100. Geburtstags meines Vaters am 24. Januar 2026 werde ich eine neue Version der Genealogie „Bemberg – Aachener Linie” veröffentlichen. In den letzten 12 Monaten habe ich mich daher einerseits auf die Suche nach den fehlenden Angaben zur mütterlichen Seite der Aachener Linie konzentriert und andererseits versucht, die Lebensdaten von Winandus von Bemberg zu ermitteln. Er war der erste Vorfahre der Aachener Linie, der in Aachen ansässig war. Er war der Alturgroßvater meines Vaters und wurde 1738 geboren. Er starb zwischen 1802 und 1812.
Bis zur sechsten Vorfahrengeneration meines Vaters konnten die fehlenden Angaben zur mütterlichen Linie vollständig ergänzt werden. Bei den früheren Generationen ab der siebten Generation sind jedoch weiterhin Lücken geblieben, obwohl sich der Umfang der Genealogie Bemberg durch die bisherigen Ergänzungen bereits von ca. 6.500 auf aktuell ca. 13.500 Personen mehr als verdoppelt hat – und das, obwohl in der Regel nur die direkten Vorfahren ergänzt wurden.
In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Fakt sichtbar geworden, der bisher nicht erkennbar war. Obwohl die Namensträger der Aachener Bemberg-Linie seit Winandus von Bemberg im Wesentlichen in Aachen und der nahen Umgebung lebten, sind die familiären Wurzeln ihrer Ehepartner vielfach in Belgien und den Niederlanden zu finden. Daher stammen die Vorfahren der Aachener Linie der Familie Bemberg zu mehr als einem Drittel aus diesen Nachbarländern. Das Leben im Land zwischen Maas und Rhein hat die Aachener Linie somit zu einer typischen Grenzlandfamilie werden lassen, für die nationale Grenzen und Befindlichkeiten keine Rolle spielen.
Was die weitere Aufgabe betrifft, den Nachweis der Lebensdaten des Alturgroßvaters meines Vaters, Winandus von Bemberg, und seiner Ehefrau Susanne Albrichs zu erbringen, war ich jedoch nach wie vor nicht erfolgreich.
Weder die genauen Geburtsdaten noch das Hochzeitsdatum konnten ermittelt werden. Lediglich das Sterbedatum der Ehefrau Susanne Albrichs ist urkundlich belegbar.
Die derzeit in der Genealogie Bemberg hinterlegten Lebensdaten wurden anhand der Angaben in den Bevölkerungslisten des „Roer-Departements“ (Einwohnerliste Jahr IX (1801), Litera B; Einwohnerliste Jahr XI (1803), Litera B; Einwohnerliste Jahr 1812, Litera B) errechnet.
Da alle Kinder von Winandus von Bemberg und Susanne Albrichs in Aachen, St. Foillan, katholisch getauft wurden und die beiden regelmäßig als Eltern in den Taufeintragungen aufgeführt sind, wurde das Jahr vor der Geburt des ersten Kindes, Petrus Carolus von Bemberg (* 28.01.1763), als Hochzeitsdatum angenommen.
Für das Ehepaar sind weder in den katholischen noch in den evangelischen Aachener Kirchenbüchern oder den Kirchenbüchern der nahe gelegenen Orte Geburts- oder Heiratseintragungen zu finden.
Aufgrund der derzeit verfügbaren Informationen, dass
- Susanne Albrichs in der Einwohnerliste Aachen 1812 zwar als katholisch geführt wird, aber als „reformiert“ geboren und getauft wurde und
- alle Kinder der Eheleute in Aachen-St. Foillan katholisch getauft wurden,
- keinerlei kirchliche Eintragungen zu den Eheleuten im Aachener Raum zu finden sind,
ist davon auszugehen, dass es sich bei der Ehe um eine „Mischehe“ (katholisch + reformiert) handelt. Solche Mischehen wurden von der katholischen Kirche nur genehmigt, wenn sich die Eheleute verpflichteten, alle Kinder aus ihrer Ehe im katholischen Glauben zu erziehen (was die katholische Taufe aller Kinder erklärt, obwohl ein Ehepartner reformierten Glaubens war).
Zudem ist davon auszugehen, dass die Eheleute im weiteren Umfeld Aachens geboren und getraut wurden und sich erst nach der Eheschließung in Aachen niederließen, so dass es für die weitere Forschung notwendig ist, den geografischen Suchbereich um Aachen entsprechend zu erweitern.
Durch die intensiven Recherchen im Raum Aachen konnte allerdings das Geheimnis um die Namensträger „Bimberg“ aus Aachen, die in verschiedenen genealogischen Datenbanken geführt werden, geklärt werden.
Dabei handelt es sich tatsächlich um die Eheleute Winandus von Bemberg und seine Frau Susanne, geborene Albrichs, sowie ihre Kinder.
Offenbar haben die Eheleute und ihre Kinder nach der Besetzung des Rheinlands durch die französische Revolutionsarmee, deren Soldaten vom Willen zur Entmachtung des Adels und des Klerus getrieben waren, ihren Namen „von Bemberg“ in „Bimberg“ geändert und sich unter diesem Namen bei den verschiedenen Einwohnererfassungen durch die französische Verwaltung registrieren lassen. Somit ist dieser Name in den Einwohnerlisten Aachens aus der „Franzosenzeit“ zu finden.
Unter einem Regime, in dem schon der Verdacht ausreichte, ein Adeliger zu sein, um „einen Kopf kürzer gemacht zu werden“ [was besonders ärgerlich ist, wenn man gar nicht adeliger Herkunft ist 😉], erhöhte eine derartige Namensänderung vermutlich deutlich die Lebenserwartung, reduzierte aber zumindestens die Gefahr der Repressalien, die ansonsten durch die Besatzungsmacht zu erwarten waren.
Nach dem Ende der französischen Besatzung führten die Aachener Bembergs wieder den richtigen Namen Bemberg, einige allerdings auch weiterhin ohne das „von“ als Namensbestandteil.
Einen anderen Grund für die Namensänderung von „Bemberg“ zu „Bimberg“ gab es bei Joseph Caspar Bemberg (* 19.05.1826, † ), dem Sohn des unehelich geborenen Caspar Bemberg (* 22.09.1790, † 1841). Joseph Caspar Bemberg lebte zwar in Aachen, gehörte aber zum Kölner Zweig der Familie.
Vermutlich erfolgte die Namensänderung, nachdem er als Nadelfabrikant und erfolgreicher Geschäftsmann in die Aachener höhere Gesellschaft aufgestiegen war. Er wollte die „Schande” vermeiden, ein Sohn eines „unehelichen” Vaters zu sein, da diese "Herkunft" zu dieser Zeit erheblichen negativen Einfluss auf die gesellschaftliche Stellung haben konnte. Erschwerend kam in der streng katholischen Stadt Aachen hinzu, dass der Vater des „Bastards” zudem ein evangelischer Händler aus Köln war. Dies war ein weiterer Grund, die Herkunft zu verleugnen, um nicht gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Vermutlich hat sich Joseph Caspar deshalb auch von der restlichen Familie distanziert, die weiterhin den Namen Bemberg trug.
Joseph Caspar Bemberg und seine Nachkommen werden als „Bemberg (Bimberg)“ im Kölner Zweig der Genealogie Bemberg geführt.
Der aktuelle Datenbestand ist in Geneanet hier https://gw.geneanet.org/abemberg_w zu finden und auf der Bemberg-Homepage hier zu finden: https://bemberg.online/index.php/projekt-genealogie-bemberg/genealogie-bemberg-daten-oktober-2025
